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Wie ist das Zulassungsverfahren für Brandschutzbeschichtungen für Stahlbauteile?

Aufgrund ihrer Sicherheitsrelevanz unterliegen Brandschutzbeschichtungen einem aufwendigen Marktzulassungsverfahren, wobei sich die Erteilung der Zulassung auf erfolgreich absolvierte Materialprüfungen im Großbrandversuch stützt. Ein aufwendiges System der Eigen- und Fremdüberwachung durch ein unabhängiges Institut garantiert die Leistungsfähigkeit der Produkte.

Die Prüfbrandöfen werden nach der Einheitstemperatur-Zeitkurve (ETK) befeuert. Bei Erreichen der kritischen Temperatur an den Thermoelementen der Prüfkörper wird dem geprüften Beschichtungssystem mit der für den Test applizierten Trockenschichtdicke die erreichte Zeit als Feuerwiderstandsdauer attestiert und daraufhin die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) erteilt.

Die Prüfrichtlinien und Zulassungsgrundsätze richteten sich früher ausschließlich nach nationalen Normen; in Deutschland u. a. nach der DIN 4102. Bei Brandschutzbeschichtungssystemen für Stahl beschränkten sich in diesem Verfahren die prüfbaren Profilarten auf eine begrenzte Anzahl mit einem Profilbeiwert bis zu 300 m–1. Das Brandverhalten wurde lediglich bei einer kritischen Bemessungstemperatur von 500 °C betrachtet.

Die Prüfungen von Brandschutzbeschichtungen nach Europäischer Norm 13381-8 und – seit Inkrafttreten der Europäischen Bauproduktenverordnung – die Klassifizierung in European Technical Assessments (ETA) bieten nun fast uneingeschränkte Möglichkeiten, attraktive, filigranere und vielfältigere Stahlbauteile als architektonisches Element sichtbar zu lassen und gleichzeitig den Anforderungen des passiven baulichen Brandschutzes zu entsprechen. Denn die europäische Prüfrichtlinie schreibt ein wesentlich differenzierteres Verfahren vor als die Zulassungsgrundsätze des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) vorgaben. So werden die Materialprüfungen zwar auch nach der ETK gefahren, es ist aber eine Vielzahl von Stahlprofilen prüfbar. Während einer Prüfung werden die Ergebnisse bei Bemessungstemperaturen von 350 °C bis 750 °C und über verschiedene Feuerwiderstandsdauern festgehalten. Außerdem werden Formstabilität und Haftvermögen sowie die thermischen Eigenschaften des geprüften Brandschutzbeschichtungssystems attestiert.

Kleiner dimensionierte Stahlprofile, geringere Auftragsmengen und, daraus folgend, weniger Arbeitsgänge bringen Materialkosten- und Zeitersparnis, auch durch die Beschleunigung des Baufortschrittes. Die vorteilhaftere Kostensituation macht Brandschutzbeschichtungen selbst für Stahlkonstruktionen wirtschaftlich, die nicht aus architektonischen Gründen zwingend sichtbar bleiben sollen. Bei all diesen positiven Aspekten ist der Wegfall der Fremdüberwachung im Rahmen der europäischen Harmonisierung jedoch eine bedauerliche Tatsache.

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